Bericht

„Kinder müssen individuell gesehen werden, dann können Sie auch etwas leisten“

Vor kurzem sind die Gemeinschaftsschulen (GMS) aufs Neue in die Kritik geraten. Der Philologenverband Baden-Württemberg hatte bemängelt, dass es bislang keinen echten Beweis für den Erfolg der noch jungen Schulform gäbe, dass die Gemeinschaftsschulen unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen würden und dass besonders Gymnasiallehrer, die an der Gemeinschaftsschule unterrichten würden, unzufrieden seien. Was sagen die Beteiligten vor Ort in der Schlossbergschule Vaihingen dazu?

„Ich finde es schade, dass sich Personen über die Gemeinschaftsschule äußern, die vermutlich noch nie den Schulalltag an einer Gemeinschaftsschule erlebt haben und somit auch nicht wissen können, wie tatsächlich hier gearbeitet und gelernt wird“, erläutert Kathrin Lang, Rektorin an der Schlossbergschule Gemeinschaftsschule in Vaihingen, den Sachverhalt. Im weiteren Gespräch skizziert sie die Stärke der Schulform, die darin liege, jedes Kind so anzunehmen wie es sei und zwar mit allen Stärken und Schwächen. Die tägliche Arbeit bestehe darin, Kinder optimal für den individuell passenden Schulabschluss vorzubereiten und dabei zur Selbstständigkeit anzuleiten, zu begleiten und damit zu befähigen. „Bei uns können sich die Schülerinnen und Schüler individuell entwickeln und so zu dem für sie bestmöglichen Abschluss gelangen, der dann entweder in der Mittleren Reife, der Anschlussfähigkeit an ein allgemeinbildendes Gymnasium oder dem Hauptschulabschluss besteht“, sagt Kathrin Lang weiter.

Vieles ist bereits über die Gemeinschaftsschule geschrieben worden, sie aber fundiert beurteilen kann eigentlich nur eine Familie, die die Schlossbergschule GMS seit Jahren besucht und aus elterlicher Perspektive begleitet. Die in Oberriexingen lebende Familie Kuhn war eine der ersten, die ihr Kind in den damaligen Starterjahrgang der Schlossbergschule 2014/15 einschulte.

Während in vielen Köpfen nach wie vor verankert ist, dass die Gemeinschaftsschule eine „andere Art Hauptschule“ sei, macht Ute Kuhn deutlich, dass nun gerade ein großer Vorteil dieser Schulart ist, dass auf verschiedenen Niveaus gearbeitet und sich so auf jeden Abschluss vorbereitet werden kann. Unterstützt wird dieses Konzept vor Ort von Lehrkräften aller Schulformen, sodass die geforderten Inhalte und Kompetenzen sowohl für den Hauptschul-, den mittleren Bildungsabschluss, als auch die gymnasiale Schullaufbahn bestmöglich und in engen Verknüpfungen vermittelt werden können. Aber auch die Durchlässigkeit der schulischen Niveaus kann so erfolgreich gewährleistet werden. Ute Kuhn meinte: „An der Schlossbergschule wird über das Kind gesprochen, nicht nur über seine Leistungen. Kinder müssen gesehen werden, dann können sie auch etwas leisten!“

Auch in Hinblick auf das spätere Berufsleben scheint die Gemeinschaftsschule einen erheblichen Vorteil zu besitzen. Das selbstverständliche Miteinander wird durch den alltäglichen Umgang mit allen Niveaus und den verschiedensten Charakteren und sozialen Herkünften gefördert. Ebenfalls die von Beginn an anvisierte Selbstorganisation der Schüler erleichtert vielen später den Übergang in weitere Schulen, Hochschulen oder Ausbildungsstätten.

Der Fokus auf eine ausgeprägte Leistungsdifferenzierung wird im kommenden Schuljahr an der Schlossbergschule noch weiter verstärkt. Im Zuge des Medienentwicklungsplanes werden die künftigen Fünftklässler verstärkt mit IPads im Unterricht arbeiten und damit in ihren digitalen Kompetenzen gefördert. So macht Rektorin Kathrin Lang deutlich, dass das „Bewusstsein und der konkrete Umgang mit Medien früh angeleitet und vertieft werden muss.“ Dabei stehen jedoch die fachlichen Inhalte weiterhin im Vordergrund, auch um dem Leistungsanspruch der Schlossbergschule gerecht zu werden. Der Einsatz des IPad versteht sich in einem ergänzenden Kontext und soll Mittel zum Zweck sein, aber eben absolut nicht universell präsent. Ein weiterer Pfeiler der Medienbildung findet sich an der Schlossbergschule in den Wahlangeboten Informatik und Robotik.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Gemeinschaftsschule eine leistungsorientierte Schulform ist, die in der Vielfältigkeit ihrer Förderungsmöglichkeiten jeder Schülerin und jedem Schüler auf seinem individuellen Entwicklungsweg und hinsichtlich seiner Schullaufbahn gerecht wird. „Ich würde mir für die Schulart Gemeinschaftsschule wünschen, dass die regelmäßigen „medialen Störfeuer“ ein Ende haben und wir in Ruhe unsere Arbeit machen können, denn wir sind in der Bildungslandschaft eine etablierte Größe und absolut nicht mehr wegzudenken“,  ergänzt Kathrin Lang.

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